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"Durch die Weiterbildung können wir verstehen, wie die Medien in Deutschland funktionieren"

Die Hamburg Media School bietet ein Weiterbildungsprogramm für Medienschaffende mit Fluchtgeschichte an. Mit der Teilnehmerin Nilab Langar haben wir darüber gesprochen, was diese Weiterbildung für sie bedeutet hat und wie es danach weiter geht.

Mediennetz Hamburg: Stellen Sie sich doch mal vor, wer sind Sie und was machen Sie?

Mein Name ist Nilab Langar und ich bin am 10.01.1991 in Kabul, Afghanistan geboren. Ich absolvierte in vier Jahren mein Bachelorstudium im Fach Journalismus an einer öffentlichen Universität in Afghanistan. Nachdem ich mein Studium beendet hatte, arbeitete ich in Afghanistan sowohl beim Metra Fernseher als Redakteurin und Trainerin der Grundlagen des Journalismus, als auch bei Howayda Zeitung. Dort arbeitete ich drei Jahre lang als Reporterin und war für die Nachrichtenabteilung zuständig.
Zurzeit nehme ich an der Weiterbildung Digitale Medien für Flüchtlinge an der Hamburg Media School teil.

Warum haben Sie sich für das Weiterbildungsprogramm "Digitale Medien für Flüchtlinge" beworben?

Da eines der großen Ziele meines Lebens die Arbeit in der Medienbranche war, und ich in meinem Heimatland fast drei Jahre in diesem Bereich gearbeitet habe, möchte ich gerne in Deutschland als Journalistin arbeiten und über das aktuelle Geschehen berichten. Durch dieses Programm habe ich eine große Chance, mein Ziel zu erreichen.

Wie wichtig ist so ein Programm für Menschen mit Fluchterfahrung und warum?

Meiner Meinung nach ist so ein Programm sehr sinnvoll für Menschen mit Fluchthintergrund, da man sich mithilfe solcher Programme leichter in die Gesellschaft integrieren kann. Durch unseren Unterricht und Besuche bei Medienunternehmen können wir verstehen, wie die Medien in Deutschland funktionieren und diese besser nachvollziehen.

Stichwort Digitale Medien - wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede, wie die Teilnehmenden mit digitalen Medien umgehen im Vergleich mit Ihrem Heimatland/Deutschland?

Der digitale Journalismus ist ein völlig neues Phänomen in Afghanistan und wird bislang nicht als Teil des Universitätslehrplans betrachtet, aber hier in Deutschland kann man sogar an Masterstudiengängen im Bereich Digitale Medien teilnehmen. Außerdem ist dieses Phänomen in Entwicklungsländern wie Afghanistan immer noch sehr unglaubwürdig und wenn es um die Medien geht, erscheint nur das Bild von Radio und Fernsehen in den Köpfen der Menschen.

Was ist Ihrer Meinung nach am schwierigsten, wenn man als Geflüchteter in die deutschen Medien einsteigen will?

Im ersten Schritt die Sprache, weil es das grundlegendste Kriterium für die Arbeit im Medienbereich ist. Und dann natürlich die Erfahrungen.

Wie geht es für Sie nach der Weiterbildung weiter? 

Nach diesem Weiterbildungsprogramm fange ich mit einem Praktikum bei Amal Hamburg an. „Amal, Berlin!“ ist eine aktuelle News-Plattform, auf der geflüchtete Journalistinnen und Journalisten auf Arabisch und Farsi/Dari über das Geschehen in Berlin berichten.
Die Nachrichtenplattform „Amal, Berlin!“ ist für die kommenden drei Jahre bis Ende 2021 gesichert. Zusätzlich wird es ab Frühjahr 2019 in der Hansestadt Hamburg die regionale Nachrichtenplattform „Amal, Hamburg!“ geben. Ziel ist es, hauptsächlich die afghanische Community zu erreichen, einer der größten in Deutschland. Damit versuchen wir, über das aktuelle Geschehen in Hamburg auf Farsi-Dari und/oder Arabisch zu berichten, um Teil der Integration vieler Afghanen, die in Hamburg leben, zu sein.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft!

Weitere Infos zum Programm: http://mediennetz-hamburg.de/index.php?mid=2139

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