Flaschenpost, schwimm übers Meer
Eine Reportage über die medienpädagogische Arbeit in den Bücherhallen Hamburg
Im Gruppenraum der Bücherhalle Elbvororte befindet sich an einem Flipchart eine Weltkarte, das Smartboard ist eingeschaltet. Auf dem Boden sitzen Kinder auf bunten Sitzkissen. Sie sehen auf dem Board andere Kinder und hören, wie diese sie in verschiedenen Sprachen begrüßen. Dann versuchen sie, es nachzumachen. Schließlich nehmen auch sie eine Botschaft auf. Die Veranstalterin Anika Köhler sagt „1,2 und 3“, drückt einen Button in einer App und die Kinder rufen laut „Hallo!“.
Anika Köhler arbeitet als Fachangestellte für Medien und Informationsdienste (FaMi) in der Bücherhalle Dehnhaide. Dort finden viele Veranstaltungen mit Kitas und Grundschulen statt. In der Bücherhalle Elbvororte führt sie für eine Vorschulklasse eine sogenannte FLUX-Veranstaltung durch, das sind Veranstaltungen, die auf Bildungsempfehlungen und Bildungsplänen basieren. Dafür haben Mitarbeitende der Bücherhallen eine Fortbildung zu zertifizierten KinderBuchWerkstatt-Pädagog*innen durchlaufen.
Diese Veranstaltung, in der es um das gleichnamige Bilderbuch von Lore Leher und Astrid Krömer geht, heißt „Flaschenpost, schwimm übers Meer“. Der Junge Jens schickt eine Flaschenpost mit den Worten „Wer will mein Freund sein?“ und einer Zeichnung von sich los. Kinder aus aller Welt finden diese Flaschenpost und malen sich dazu.
"Was heißt eigentlich Hallo auf Spanisch?"
Soweit das Buch. In der Bücherhalle erfahren die Kinder mithilfe der dazugehörigen Bilderbuchapp erst einmal, was "Hallo" auf Französisch, Deutsch, Spanisch, Chinesisch, Dänisch und Indisch heißt. Dann dürfen sie selber ran: Für ihre eigene Botschaft machen sie zunächst einen Probelauf und dann eine Sprachaufnahme. Dabei können sie selbst entscheiden, welche Begrüßung sie aufnehmen wollen. Anschließend wird die Geschichte vorgelesen. Währenddessen werden die Bilder des Buches über die App ans Smartboard projiziert, das Bilderbuchkino.
Anika Köhler findet die Bilderbuchapp schön gestaltet und sagt, dass sie die integrierten Vermittlungsangebote gut verwenden könne. So lasse sich die Geschichte mit den Themen Interkulturelles sowie Länder und Kulturen gut mit den Kindern aufarbeiten.
Im Anschluss beantworten die Kinder kurze Quizfragen zur Geschichte der App. Danach entwickeln sie eigene Botschaften für die Flaschenpost. Auf kleinen Zetteln können sie sich oder andere, für sie wichtige Dinge malen und ihren Namen schreiben. Während sie sich zu den Maldecken begeben, wird es wuselig. Die zusammengerollten Botschaften werden in die vorbereitete Flasche gesteckt, welche den Erziehenden übergeben wird. „Wo gelangt wohl unsere Flasche lang?“, fragt Anika Köhler und zeigt eine Zusammenfassung der Reise der Flaschenpost aus der Geschichte. Beim nächsten Ausflug wollen die Kinder die Flasche ins Wasser werfen. Zum Abschied nehmen sie noch eine weitere Sprachbotschaft auf und rufen laut „Tschüss!“.
Welche Rolle spielt Medienbildung in der Bibliotheksarbeit?
„Medienbildung spielt eine große Rolle bei uns", sagt Anika Köhler nach der Veranstaltung. „Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit Medien, tagtäglich.“ So gibt es noch viele analoge Veranstaltungen, aber es werden immer mehr, in die digitale Medien integriert werden. „So kann man auch mal eine App oder etwas anderes verwenden“, fährt die Fachangestellte fort. Es sei besser, wenn man die Kinder aktiv daran beteiligen könne. Sie glaubt, dass die Bücherhallen auch Pioniere seien, um mit der Zukunft gehen zu können. So werde neben dem Analogen auch das Digitale in der Medienbildung mit einbezogen.
Weitere Veranstaltungen von der Bücherhalle Dehnhaide sind zum Beispiel ein Angebot zum Buch „Die große Wörterfabrik“, wo es in der dazugehörigen App bei der Geschichte Animationen, Geräusche und Lernspiele gibt. Außerdem gibt es ein Angebot, in dem Kinder lernen, mit einem Fotoapparat umzugehen und eigene Fotos zu schießen. Das Bilderbuch „Wir zwei gehören zusammen“, welches das Thema Jahreszeiten behandelt, ist Grundlage einer weiteren Veranstaltung. Dort werden mit dem "Bee-Bot Roboter" erste Programmiererfahrungen gesammelt, indem Symbole zu Jahreszeiten zugeordnet werden sollen und der Roboter zu einem Jahreszeitenkärtchen bewegt wird.
Die Kinder hatten bei der Veranstaltung viel Spaß, auch aus Anika Köhlers Sicht lief „Flaschenpost, schwimm übers Meer“ erfolgreich. Das Mediennetz bedankt sich für den Besuch und das Interview.
Diese Veranstaltung ist eines von vielen Beispielen, wie Medienbildung in den Bücherhallen Hamburg stattfindet. Weitere Veranstaltungen und Projekte werden in den nächsten Teilen der Reportagereihe aufgegriffen.
Text und Fotos: J. Albertsen