Magazin / Reportagen 

Beste Schulzeitung Deutschlands: Mümmel-Express

Der Preis für die beste Schülerzeitung Deutschlands in der Katagorie Grundschule geht in diesem Jahr an die Hamburger Grundschule Mümmelmannsberg. Das Mediennetz Hamburg hat mit den jungen Reportern, den Lehrerinnnen, die das Projekt betreuen und dem Schulleiter gesprochen, was das Besondere am "Mümmel-Express" ist. Herzlichen Glückwunsch an die Preisträgerinnen und Preisträger!

Mediennetz Hamburg: Frau Bielefeldt, Frau Karwath, Frau Matthiessen. Sie betreuen als Lehrerinnen den Mümmel-Express. Erzählen Sie uns doch mal, wie Sie eine Ausgabe der Schulzeitung produzieren?

Unsere Themen ergeben sich natürlich aus dem Schulleben sowie aus dem Jahreskreis, aktuellen Ereignissen/Gegebenheiten (z. B. Jubiläen etc.) aus gesellschaftspolitischem Geschehen etc. Dazu ziehen wir Zeitschriften und Zeitungen zu Rate (Geolino, Dein Spiegel, Die kunterbunte Kinderzeitung, ich Tu was etc.) Außerdem recherchieren wir im Internet. Die Themen werden in den Redaktionssitzungen vorgeschlagen, zusammengetragen, ausgewählt, gemeinsam besprochen, verteilt und bearbeitet. Die Redaktion trifft sich einmal wöchentlich als Kurs am Nachmittag, und es gibt häufig Hausaufgaben.

Welche Aufgaben übernehmen die jungen Redakteure? Wie und wo arbeiten die Schülerinnen und Schüler selbstständig, wo bekommen sie Unterstützung?

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten an den Themen selbstständig: wir beraten und begleiten sie fortwährend, insbesondere, wenn es sich um schwierige Themenkomplexe handelt, zum Beispiel Kinderrechte/Kinderarbeit. Darüber hinaus sind die kleinen Redakteure auch mit weiteren kreativen Aspekten der Zeitungsherstellung befasst, wie Zeichnungen, Ausmalbilder, Gestaltung von Comics oder Mangas, Lesezeichen oder kleine Klappbücher.

Sie haben für die Zeitung schon viele Auszeichnungen bekommen – was macht den Erfolg aus? Wo ist die Zeitung so besonders, dass sie eben so hervorsticht?

Insgesamt handelt es sich um die fünfte Auszeichnung für die Zeitung. Wir haben bereits drei Mal den ersten Platz in Hamburg belegt (2013, 2014 und 2017). Außerdem waren wir bundesweit schon Dritter (2014) und nun haben wir hier den ersten Platz erzielt. Alle an der Zeitung beteiligten Personen arbeiten mit großer Lust und Leidenschaft zur Sache in allen Bereichen mit. Außerdem erscheint die Zeitung kontinuierlich bereits seit vielen Jahren (erste Ausgabe Dezember 2005!), immer mit dem Anspruch, sie zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Stichwort Medienbildung/Medienkompetenz: Welche Kompetenzen werden bei dem Projekt gestärkt?

Die Kinder sind aufgefordert, im Internet zu recherchieren, bestimmte Apps auf dem Tablet kennenlernen, einschätzen und bewerten zu können. Auch das Fotografieren hat bei vielen Themenbereichen einen besonderen Stellenwert in der Schülerzeitung. Medienkompetenz hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert und damit auch bei uns in der Schülerzeitung. Darüber hinaus ist uns wichtig, dass die Kinder sowohl gekonnt als auch kritisch mit den neuen Medien umgehen.

Welche Funktionen/Aufgaben hat die Schülerzeitung an Ihrer Schule? Wir wird sie von den Lesern wahrgenommen?

Die Schülerzeitung ist eine Zeitung von Kindern für Kinder. Somit dient sie Kindern als Sprachrohr für Themen und Inhalte, die sie interessieren. Gerne wird sie auch von Lehrern im Unterricht genutzt und ist außerdem eine Informationsquelle für unsere Elternschaft (Aktivitäten des Schullebens). Jede neue Ausgabe wird von den Kindern der Redaktion in den Pausen auf dem Schulhof verkauft.

Mediennetz Hamburg: Natürlich interssiert uns auch, wie die Schülerinnen und Schüler zur Arbeit an der Zeitung sagen. Stellt euch doch mal kurz vor, wie heißt ihr, wie alt seid ihr und was macht ihr bei der Zeitung? Welche Aufgaben bei der Zeitung macht ihr am liebsten und warum?

Wir sind Melisa (10), Mayumi (10), Elena (9), Blessing (9), Lilly (9), Shabnam (10), Abigail (10), Mete (10), Kadir (10), Sobhan (10). 

Shabnam: Ich zeichne zu den Themen der Texte, machmal zeichne ich auch das Titelbild.

Blessing: Ich schreibe gerne Berichte z.B. habe ich über unsere Klassenreise geschrieben.

Kadir: Ich liebe es zu recherchieren, denn ich weiß nicht genau, was früher passiert ist. Das Recherchieren hilft mir und ich lerne dazu.

Melisa: Ich denke mir Fragen für ein Interview aus und schreibe auch gerne Berichte.

Sobhan: Ich recherchiere und schreibe gern über Themen aus der ganzen Welt z. B. über Kinderarbeit oder über das Fahrrad. Ich tippe auch sehr gerne.

Abigail: Ich führe Interviews durch und tippe die Antworten ab.

Lilly: Ich lese und forsche gern über Tiere und über die Natur. Ich schreibe dann auf, was ich darüber herausgefunden habe.

Melisa: Ich erfinde gerne Fantasiegeschichten und Elfchen.

Elena: Ich entwerfe gern Lesezeichen und male sie bunt an.

Mete: Ich recherchiere gern im Internet, weil die Sachen, die früher passiert sind, für mich interessant sind.

Mediennetz Hamburg: Was glaubt ihr, was macht eure Zeitung so besonders und gut, dass ihr jetzt einen Preis bekommen habt?

Melisa: Ich glaube, dass unsere Schülerzeitung so besonders ist, weil wir mit viel Spaß, aber hart und mit Herz daran arbeiten.

Shabnam: Ich glaube, dass unsere Schülerzeitung gewonnen hat, weil das Titelbild cool und bunt ist und der Inhalt der Zeitung spannend ist.

Sobhan: Es liegt daran, dass wir harte Arbeit geleistet haben, und dass wir auch mit Spaß gearbeitet haben. Wir wussten nicht, dass wir mit Spaß so einen tollen Preis gewinnen können.

Kadir/Mete: Ich glaube, dass wir den Preis gewonnen haben, weil wir viele interessante Sachen in der Zeitung haben, aus denen man etwas lernen kann.

Kadir: Ich glaube außerdem, dass die kleinen Smartphones toll waren, und dass es in der Zeitung schöne Geschichten gibt.

Mediennetz Hamburg: Wie kommt ihr auf die Ideen für die Themen in der Zeitung? Worüber berichtet ihr gerne?

Lilly: Wenn wir nach der Schule etwas erleben, was interessant ist, berichten wir darüber. Und die Kinder an unserer Schule haben auch immer tolle Ideen zu Geschichten oder schreiben Witze auf.

Sobhan: Wenn wir Klassenreisen oder Ausflüge machen, bekommen manche Kinder den Auftrag, etwas darüber aufzuschreiben.

Melisa: Wir schreiben auch über die Themen unserer Projektwochen.

Kadir: Wir suchen auch spannende Themen heraus, zum Beispiel haben wir ja über die Geschichte des Fahrrads geforscht und geschrieben. Oder wir interviewen Kinder aus anderen Klassen zu unseren Themen.

Sobhan: Wir interviewen auch gern Leute, die an unserer Schule neu sind oder die unsere Schule verlassen.

Mete: Wir schreiben auch gern über neue und spannende Themen, wie zum Beispiel über den Geburtstag des Smartphones.

Shabnam: Wir berichten auch gern aus unserem Schulleben, zum Beispiel über unseren Schulgarten.

Abigail: Und wir berichten auch gern über neue Räume in der Schule, wie zum Beispiel über den Entdeckerraum.

Mediennetz Hamburg: Ein Projekt wie eine Schulzeitung braucht viele Unterstützer. Dazu gehört auch die Schulleitung. Herr Ninow, Sie sind Schulleiter der Grundschule Mümmelmannsberg, was braucht es, damit eine Schule überhaupt das Projekt “Schulzeitung“ anbieten kann?

Jocahim Ninow: Das Projekt ist ein wichtiger Bestandteil unserer Begabungsförderung, die wiederum unseren Schwerpunkt der Inklusion ergänzt. Das heißt, die Schülerzeitung ist eingebettet in einen intensiven Prozess der Schulentwicklung, an dem die ganze Schulgemeinschaft beteiligt wird. Dadurch ist die Akzeptanz für die einzelnen Projekte besonders hoch. Diese hohe Akzeptanz erleichtert es der Schulleitung dann, die entsprechenden Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen; bei der Schülerzeitung eine adäquate personelle Situation durch Funktions- und Unterrichtszeiten für ein 3er Team und auch durch eine adäquate sachliche Ausstattung.

Letztlich hängt es aber alles an den Lehrkräften, ohne deren langfristiges Engagement das Projekt nicht auf diesem Level realisiert werden könnte.

Wie wichtig ist es Ihnen als Schulleiter, dass Ihre Schule so etwas anbietet, welches Ziel haben Sie mit der Schulzeitung?

Neben dem genannten Aspekt der Begabungsförderung geht es um Bewusstmachung und Transparenz schulischer Ereignisse in kindgerechter Weise. Wie bei jeder Zeitung also um Öffentlichkeitsarbeit und speziell beim Mümmel-Express um die Darstellung der Schule im Sinne der Herausarbeitung eines positiven, fröhlichen und selbstbewussten Selbstbildes.

Diese Darstellungsform der Schule wiederum ist ein wichtiges Element der Konstituierung einer coorporate identity und trägt – durch die hochkarätige Aufmachung – von Beginn an dazu bei, Selbstwertgefühle zu festigen oder zu steigern. Es ist meines Erachtens extrem wichtig zu zeigen, dass eine Schule in einem sozialen Brennpunkt auch mal ein hochklassiges Endprodukt am Ende eines Unterrichtskurses präsentieren kann! Die zahlreichen Erfolge potenzieren diesen Effekt inzwischen natürlich.

Vielen Dank für die Interviews und noch viel Spaß beim Mümmel-Express!