Magazin / Reportagen 

Medienbildung in der Fortbildung für Grundschullehrerinnen und-lehrer

Wir tragen die Verantwortung, dass die nächste Generation verantwortungsvoll an der digitalen Gesellschaft teilhaben kann

Wie werden Grundschullehrerinnen und -lehrer in Sachen Medienbildung in Hamburg fortgebildet und was sollten sie in Bezug auf das Lehren und Lernen mit und über Medien überhaupt können? Das Mediennetz Hamburg hat mir Dr. Damaris Güting aus dem Referat Medienpädagogik des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg über ihre Arbeit in der medienpädagogischen Weiterbildung von Lehrkräften gesprochen.

Mediennetz Hamburg: Was ist die Aufgabe des LI hinsichtlich der Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer und was ist konkret Ihre Aufgabe in dem Zusammenhang?

Dr. Damaris Güting: Das Referat Medienpädagogik am LI ist für die Fortbildung aller allgemeinbildenden Schulen in medienpädagogischen Fragen zuständig. Meine Aufgabe ist, hierzu im Bereich der Grundschule zentrale Fortbildungen anzubieten. Ich führe auch schulspezifische Fortbildungen durch und berate die Medienverantwortlichen in ihrer Arbeit.

Mediennetz Hamburg: Das klingt nach vielen Aufgaben. Ist das für 200 Grundschulen überhaupt zu schaffen?

Dr. Damaris Güting: Zunächst einmal unterstützt das gesamte Referat in Fragen zum Lernen mit und über Medien und dann sind wir ja zu zweit nur für die Grundschulen zuständig. Mein Kollege Matthias Sannmann ist auch für die Grundschule zuständig. Sein Schwerpunkt ist die Fortbildungsreihe zum Internet ABC und das Lernen über Medien.

Mediennetz Hamburg: Wie bilden sie Grundschullehrerinnen und -lehrer fort? Was gibt es hinsichtlich der Medienbildung für Bereiche und Themen, die angeboten werden?

Dr. Damaris Güting: Mein Ansatz ist das kreative, selbsttätige arbeiten der Schülerinnen und  Schüler. Dass sie für ihr Lernen mehr Eigenverantwortung übernehmen, ich denke, dass Medien da eine große Chance bieten. Wenn sie selbst mit Medien kreativ tätig werden können, dann können sie Medien auch als etwas Gemachtes und als etwas Gestaltbares erleben und auf dieser Basis können sie dann Kritik und Reflexionsfähigkeit entwickeln. Auch gegenüber Medienprodukten, die sie aus ihrem Alltag kennen.

Mediennetz Hamburg: Was kann man denn praktisch mit Grundschülehrerinnen und -lehrern machen, um das Lernen mit Medien zu fördern?

Dr. Damaris Güting: Mit den interaktiven Tools auf learningapps.org können Kinder z.B. selber Apps zu allen Grundschulfächern entwickeln. Es ist sehr intuitiv und es ist auch für Schülerinnen und Schüler eine ganz neue Erfahrung, selber Apps zu entwickeln und auch für andere Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stellen zu können. Bei den Fortbildungen, die ich gebe, ist es mir wichtig, den Teilnehmenden die Chancen, die im Einsatz digitaler Medien liegen, aufzuzeigen, damit sie dann ihren Unterricht in diese Richtung weiterentwickeln können. Auch die schulspezifischen Fortbildungen bieten eine große Chance. Es gibt oft innerhalb eines Kollegiums Lehrernde mit umfassenden medienpädagogischen Kompetenzen. Davon können alle im Austausch profitieren. Diesen Prozess anzustoßen, sehe ich als wichtige Aufgabe.

Mediennetz Hamburg: Nun kommen die Lehrenden in die Fortbildung und bringen vielleicht schon etwas mit, nämlich dass sie unterrichten. Ist es denn so, dass es von Seiten des LI Wünsche gibt, was in der Ausbildung mehr passieren sollte? Was die Grundschullehrerinnen und -lehrer mehr wissen sollten als jetzt?

Dr. Damaris Güting: Hamburg ist ja ganz gut aufgestellt, sowohl im Studium als auch im Bereich der Ausbildung gibt es viele medienpädagogische Angebote und Aktivitäten. In Hamburg gibt es gerade eine Umstrukturierung durch die Neuschaffung des Grundschulstudiums, die noch nicht abgeschlossen ist. Medienpädagogische Ansätze finde ich auch für Kinder im Grundschulalter wichtig.

Mediennetz Hamburg: Welche praktischen Angebote gibt es eigentlich zur Medienpädagogik im LI? Was sind die zentralen Themen?

Dr. Damaris Güting: Neben den vorhin schon Beschriebenen gehört auch noch der Bereich der Fortbildung für Online-Ressourcen dazu. Es gibt viele Online-Plattformen für den Grundschulbereich, z.B. rund um die Kindersuchmaschinen oder auch Grundschul-Wikis, wo Schülerinnen und Schüler selber Texte beitragen können. Außerdem gibt es ausdifferenzierte Online-Lern- und Übungsseiten für die Kernfächer der Grundschule. Es ist wichtig, dass die Lehrende solche Angebote kennenlernen und auch Empfehlungen aussprechen können. Es sollen ja didaktisch sinnvolle Materialien sein, die eingesetzt werden.

Da wir durch die Multiplikatorenausbildung für interaktive Whiteboards die Grundlagen gelegt haben, geht es in meinen Fortbildungen nicht mehr darum, nur die Geräte bedienen zu können, sondern die Lehrerenden darin zu schulen, mehr Lerngegenstände des Unterrichtes auch zu visualisieren und interaktiv damit zu arbeiten. Damit man durchs Sehen und Tun begreifen kann. Ich möchte Mut machen, auch eigene Tafelbilder zu entwickeln und die, die es gibt, auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen.

Mein Kollege bietet die Fortbildungen zum Internet ABC an, da geht es nicht nur um Anwendungskompetenzen sondern das Lernen über Medien überhaupt. Die Chancen und Risiken zu erkennen, sich über Rechte, die andere haben oder ich selber habe, schlau zu machen. Eine gute und notwendige Begleitung für die ersten Schritte der Grundschüler*innen im Netz.

Mediennetz Hamburg: Was sollten Grundschullehrerinnen und -lehrer in Bezug auf das Lehren und Lernen mit und über Medien können? Sollte es so etwas wie einen Grundmedienschatz geben?

Dr. Damaris Güting: Die Medien sind ein sehr dynamischer Bereich, wenn ich heute einen Grundmedienschatz empfehlen würde, wäre dieser innerhalb kurzer Zeit veraltet. Darum finde ich es eigentlich viel wichtiger, dass die Bereitschaft da ist, in dem Bereich als Lehrerin oder Lehrer lebenslang zu lernen. Die Kolleginnen und Kollegen, die im Bereich der Medienbildung viel machen, haben die Bereitschaft, es auszuprobieren. Sie lassen sich auf den Prozess ein und finden heraus, was sie brauchen. Und deswegen ist so eine Haltung, das man recherchiert und sich informiert sehr wichtig, damit man sich auch immer weiter entwickelt und mithält mit den schnellen Entwicklungen im Medienbereich.

Was mir auch am Herzen liegt ist, dass die Lehrerinnen und Lehrer im Bereich der Medienbildung Verantwortung für die nachfolgende Generation übernehmen. Studien belegen, dass Kinder aus bildungsfernen Haushalten Medien beispielsweise kritikloser konsumieren und weniger zum Lernen nutzen. Hier gilt es mit schulischer Medienbildung gezielt zu unterstützen, damit alle Heranwachsenden verantwortungsbewusst an der digitalen Gesellschaft teilhaben können.

Mediennetz Hamburg: Was sollte es hinsichtlich der Medienkompetenzförderung noch geben, damit es alles noch besser läuft?

Dr. Damaris Güting: Um die zunehmend digitalisierte Welt verstehen zu können, können auch Kinder bereits ein erstes Verständnis von den Vorgängen hinter dem Bildschirm erwerben, wenn man solche Themen spielerisch und altersgemäß aufbereitet. Kinder können so begreifen, wie digitale und informatische Prozesse (digitale bildliche Darstellung, Befehle/Schleifen, Wenn-Dann-Bedingungen, Suchfunktionen…) logisch aufgebaut sind und ineinander greifen. Ihnen wird damit zugänglich, dass die digitale Welt von Menschen gestaltet und geformt wird. Ausdifferenzierte Konzepte zu diesem Themenbereich für das Grundschulalter sind aber noch vergleichsweise rar. Im Rahmen meiner Möglichkeiten würde ich hier gerne zu einer Weiterentwicklung beitragen.

Das Mediennetz Hamburg bedankt sich für das Interview.

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    Referat Medienpädagogik

    Das Referat ist für den Bereich der Medienpädagogik im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung verantwortlich. mehr