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Schulsachen und digitale Geräte © CC-0 public domain / www.pixabay.com

Medienbildung in der Grundschule: Ja, nein, vielleicht?

Wie Hamburg die Integration von Medienbildung in der Grundschule handhabt

Frau Lück arbeitet an einer Hamburger Grundschule. Seit vielen Jahren arbeitet sie schon als Lehrerin und vertraut dabei stets auf ihren erprobten Satz an Unterrichtseinheiten und -unterlagen. Grund, diese zu überdenken, sieht sie bislang nicht. Daran ändern auch die aktuellen digitalen Entwicklungen nichts. "Mit diesen digitalen Medien hab ich nichts am Hut. Und in der Schule haben Handys und Co. sowieso nichts zu suchen, damit beschäftigen sich die Kinder in ihrer Freizeit schon genug", denkt sie sich. Unrecht hat sie damit nicht: Der kindliche Alltag ist immer mehr durch digitale Medien geprägt. Mittlerweile besitzt jedes dritte Kind ein eigenes Smartphone und ist damit auch mobil im Internet unterwegs (vgl. KIM Studie 16). Doch deswegen das Thema Medienbildung aus dem Schulalltag streichen? Für Frau Lück hat das bislang noch keine Konsequenzen. Denn Medienbildung ist trotz des Hamburger Rahmenkonzepts zur Medienkompetenzförderung und der bundesweit vereinbarten Strategie zur "Bildung in der digitalen Welt" bislang keine Pflichtaufgabe für Hamburger Grundschulen. Doch warum ist das so? Und wie soll es mit der schulischen Medienbildung in Hamburg weitergehen? Diese und weitere Fragen werden bei der kommenden Veranstaltung der Sendereihe angedockt: Medienbildung Hamburg am 29. Juni 2017 diskutiert. 

Der politische Rahmen zur schulischen Medienbildung steht...

Bereits 2013 wurde mit dem Hamburger Rahmenkonzept zur Medienkompetenzförderung festgelegt, dass es einer dringenden Einbindung von Medienbildung in Schue und Lehreraus- und fortbildung bedarf: „Nicht erst mit den neuen Medien ist Medienbildung Bestandteil schulischer Praxis. Mit dem Fortschreiten der Mediatisierung des gesellschaftlichen Lebens und der Berufswelt nimmt die Bedeutung der Aufgabe zu. Bereits in Grundschulen und danach in den Stadtteilschulen und Gymnasien gehören digitale Medien deshalb als Mittel und Gegenstand zum Unterricht“ (Rahmenkonzept Medienkompetenzförderung, S. 18.) Entsprechend gibt es die in den Aufgabengebieten für Hamburger Grundschulen definierten Kompetenzbereiche und auch den „Hamburger Medienpass“, der aus fünf thematischen Modulen mit fertig ausgearbeiteten Unterrichtsmaterialien besteht und den die Schulen verpflichtend in den Jahrgangsstufen 5 bis 8 durchführen sollen.

...doch die Umsetzung bleibt noch immer den Schulen selbst überlassen   

Dennoch zeigen Studienergebnisse, dass diese (verbindlichen) Angebote zur schulischen Medienbildung immer noch nicht allen Lehrkräften bekannt sind. Ähnlich wie im Beispiel von Frau Lück ist es den Schulen und ihren Lehrkräften im Rahmen der Schulautonomie weitgehend selbst überlassen, wie sie Mediebildung in den schuleigenen Curricula platzieren. Darüber hinaus ist Medienbildung in allen Fachlehrplänen in verschiedenen Ausprägungen verankert, sodass erst eine zusammenhängende Betrachtung aller Fachlehrpläne einen Gesamteindruck der vorgesehenen Medienbildung vermittelt. 

Zwar heißt es in dem Strategiepapier der Kultmisnister Konferenz im Dezember 2016: "Bildung in der digitalen Welt ist [...] eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die ein abgestimmtes und koordiniertes Handeln aller Akteure im Themenfeld Bildung erfordert". Es wird jedoch damit fortgefahren, "dass möglichst bis 2021 jede Schülerin und jeder Schüler, wenn es aus pädagogischer Sicht im Unterrichtsverlauf sinnvoll ist, eine digitale Lernumgebung und einen Zugang zum Internet nutzen können sollte" (KMK, Bildung in der digitalen Welt, S. 11). Entsprechend wird zwar erneut der dringende Stellenwert der schulischen Medienbildung hervorgehoben, ihre Umsetzung bleibt den Lehrenden jedoch weiterhin freigestellt. 

Der "DigitalPakt" Schule soll Veränderungen bringen

Ausgehend von diesem Beschluss bekennen sich nun auch die Länder zu den Eckpunkten einer Bund-Länder-Vereinbarung bezüglich der Unterstützung von schulischer Medienbildung („DigitalPakt Schule“). Hamburgs Senator für Schule und Berufsbildung und A-Länderkoordinator, Ties Rabe, sagt: „Mit der Verabschiedung des gemeinsamen Eckpunktepapiers sind wir einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Wir wollen die schulische Bildung zukunftssicher machen – Lernen für die digitale Welt ist dabei ein zentraler Baustein. Wir setzen darauf, dass der Bund zu seinem Wort steht, denn auch die Länder werden ihre Verpflichtungen einhalten.“

Ob das Ziel der Strategie "Bildung in der digitalen Welt", allen Schülerinnen und Schülern, die zum Schuljahr 2018/2019 in die Grundschule eingeschult werden oder in die Sek I eintreten, bis zum Ende der Pflichtschulzeit eine entsprechende Medienkompetenz zu vermitteln, erreicht wird und inwiefern Lehrkräfte wie Frau Lück in Zukunft mit einer tatsächlich verpflichtenden schulischen Medienbildung konfrontiert werden, bleibt abzuwarten. 

Sendereihe angedockt: Medienbildung Hamburg diskutiert Medienbildung in Hamburger Grundschulen

Bei der Veranstaltung der Sendereihe angedockt: Medienbildung Hamburg am 29. Juni 2017 diskutieren

  • Martin Brause, Chief Digital Officer, Behörde für Schule und Bildung
  • Prof. Dr. Rudolf Kammerl, Lehrstuhl für Medienpädagogik Erlangen-Nürnberg
  • Christina Rütten, Lehrerin Grundschule Alter Teichweg

den aktuellen und zukünftigen Stellenwert der Medienkompetenzförderung in Hamburger Grundschulen.

Die Veranstaltung findet um 16 Uhr in der Stadtteilschule Alter Teichweg statt. 

Weitere Informationen unter: http://www.mediennetz-hamburg.de/?pid=1928

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