Was macht eigentlich ein…Radioredakteur?
Katrin Jäger von TIDE über Radiojournalismus, Praktikanten und Bürgerradios

Im dritten Teil unserer Serie über Medienberufe stellen wir Katrin Jäger vor. Sie leitet die Ausbildungsredaktion Radio bei Hamburgs Communitysender und Ausbildungskanal TIDE für Stadtteilkulturen, Medienkompetenz und interkulturelles Engagement. Das Besondere in der Ausbildungsredaktion des Radiosenders: Praktikanten gestalten die Radiosendungen „TIDE aktuell“ selber und lernen Radiojournalismus am praktischen Beispiel.

Mediennetz: Die Praktikanten gestalten also die Radiosendung unter Ihrer Anleitung. Gibt es da feste Rollen für Sprecher und Redakteure?

Katrin Jäger: Die Praktikanten haben feste Rollen, die wechseln. Eine Praktikantin hat immer Moderationswoche. Das bedeutet, dass sie durch die Sendungen führt und unter anderem für die drei wöchentlichen Magazine verantwortlich ist. Da sind die Leute sehr kreativ und stellen zum Beispiel ihre Lieblingsband im Musikprogramm vor. Wer sich für ein bestimmtes Gebiet, beispielsweise Kommunalpolitik, besonders interessiert, kann dies hier im Rahmen der redaktionellen Arbeit vertiefen und sich spezialisieren. Die anderen Praktikanten nehmen alle anderen Aufgaben eines Radiojournalisten gleichermaßen ein und planen das Programm, schreiben die Manuskripte und führen Interviews.

Mediennetz: Sie sind Radiojournalistin, haben Philosophie, Germanistik und Gender Studies studiert. Kommt daher das Interesse für ein Nischenprogramm, wie TIDE es sendet?

Katrin Jäger: Nun ja, TIDE ist mehr als das. Mich interessiert die Vielfalt an Meinungen und Perspektiven und ein Programm abseits des Mainstream. Seit Mai vergangenen Jahres bin ich hier bei TIDE als Ausbildungsredakteurin angestellt. Die Kollegen kannte ich aber bereits, weil ich bei TIDE schon länger eine eigene Radiosendung ehrenamtlich mache. Davor war ich zehn Jahre lang bei NDR Info und dem Deutschlandfunk als Autorin tätig und kann mich nun bei TIDE anders einbringen als im Mainstream.

Mediennetz: Was ist nun Ihre konkrete Aufgabe in der Ausbildungsredaktion?

Katrin Jäger: Ich habe ein ziemlich komplexes Aufgabenfeld. Ich betreue in erster Linie die Praktikanten und Praktikantinnen, die die tägliche Radiosendung TIDE aktuell gestalten. Das geht von der Verteilung der Themen bis hin zur Abnahme der fertigen Beiträge. Ich greife aber auch gestalterisch in die Manuskripte ein und redigiere sie. Dazu kommt natürlich der pädagogische Teil. Das bedeutet, den Praktikanten didaktisch den Radiojournalismus zu vermitteln, zum Beispiel Übungen, wie ich meine Stimme als Radiosprecher besser klingen lassen kann. Daneben mache ich noch das Büro drum herum, lese Bewerbungen, führe die Gespräche und stelle neue Praktikanten ein.

Mediennetz: Was unterscheidet den Radiojournalisten von Printjournalisten?

Katrin Jäger: Es ist tatsächlich das Sprechen. Als Radiojournalist muss ich mehr mit der Stimme auch arbeiten können und sie einzusetzen wissen. Dazu kommt das Schreiben der Manuskripte. Das macht zwar ein Printjournalist auch, aber ich schreibe anders, weil ich im Radiobeitrag auch noch mit anderen Elementen wie Musik arbeiten kann. Und ich muss ein wenig mehr mit der Technik umgehen können, zum Beispiel mit Schnittprogrammen. Prinzipiell kann jeder in der Ausbildungsredaktion TIDE aktuell als Praktikant oder Praktikantin mitmachen und sich bewerben.

Mediennetz: Welche Eigenschaft sollte ein Praktikant haben?

Katrin Jäger: Für ein Praktikum ist zunächst das Abitur Voraussetzung oder ein vergleichbarer Abschluss. Und dann ist Eigeninitiative besonders wichtig und Begeisterung für die Arbeit beim Radio. Immerhin werden die Praktikanten und Praktikantinnen eine volle Arbeitswoche lang eingesetzt und bringen sich voll ein. Das bedeutet auch, abends oder an Wochenenden auf die Straße oder zu Veranstaltungen zu gehen und O-Töne zu sammeln.

Mediennetz: Was reizt Sie besonders an der Arbeit bei TIDE?

Katrin Jäger: Ich unterstütze das Prinzip des Bürgerradios und vor allem den Communitygedanken. TIDE wird aus Rundfunkgebühren bezahlt und deshalb können alle hier ihre Themen und Ideen journalistisch bearbeiten und senden. Ich sehe mich dabei als die, die hilft, diese Ideen professionell umzusetzen. Praktikanten und -Praktikantinnen können bei TIDE mit diesem vielfältigen Ansatz nicht nur in den radiojournalistischen Alltag hinein schnuppern, sondern verlassen TIDE am Ende ihres Praktikums als gut geübte Radiomacherinnen.

Das Mediennetz Hamburg bedankt sich für das Interview.

(ISABEL SCHRÖDER)