Was macht eigentlich... ein Programmierer?
Paul Schulze ist Programmierer beim Computerspielpublisher und Spielentwickler Deadalic und berichtet über seine Arbeit, C64 und Computerspiele im Privatleben

Paul Schulze ist Senior Developer Mobile & Mac bei Daedalic Entertainment, einem Computerspielpublisher und -entwickler in Hamburg. Während der play13 können Besucher im Rahmen eines Betriebsrundgangs auch einen Blick hinter die Kulissen von Deadalic werfen. Das Mediennetz Hamburg hat mit Paul Schulze über seinen Beruf und seinen Werdegang gesprochen.

Mediennetz Hamburg: Sie sind Programmierer bei einem bekannten deutschen Computerspielpublisher und -entwickler. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag bei Daedalic aus?

Paul Schulze: Grundsätzlich unterscheidet sich mein Arbeitsalltag nicht von dem anderer Programmierer. Ich suche mir eine Aufgabe aus unserem Projektmanagement-System, oder bekomme einen zugewiesen. Die Aufgabe analysiere ich, führe sie durch und teste das Ergebnis. Sobald alles passt, geht es an die nächste Aufgabe. In regelmäßigen Abständen finden Meetings statt, um das Team zu fokussieren und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Unterschied zu anderen Software-Projekten liegt allerdings darin, dass Grafiker, Game-Designer und Autoren als meine "Auftraggeber" gleichzeitig Mitglied meines Teams sind und nur wenige Meter entfernt sitzen. Damit ergeben sich sehr kurze Kommunikationswege und eine sehr enge Zusammenarbeit.

Was ist Ihre Aufgabe in dem Prozess der Spieleentwicklung?

Eigentlich alles, was mit der technischen Umsetzung der Ideen unserer Game-Designer und Autoren zu tun hat. Dazu gehört das Anpassen, Erweitern und Portieren von Game-Engines, also sozusagen der Kern der Programmierung, sowie die Programmierung von Logik, Rätseln und Verhaltens unserer Spiele. Auch das Zusammensetzen des Spiels aus einzelnen Bausteinen kann Teil meiner Aufgaben sein. Außerdem gehört auch das Erstellen und Anpassen von Tools dazu, um meinem Team die teilweise zeitaufwendige Umsetzung zu erleichtern.


Was reizt Sie besonders an Ihrem Beruf?

Vor allem bin ich sehr begeistert davon, Produkte zu entwickeln, mit denen andere Menschen ihre Freizeit verbringen wollen und an denen sie Spaß haben. Darin unterscheiden sich Spiele sehr stark von anderer Software. Neue Ideen von Game-Designern, unsere immer höheren Ansprüche an die Qualität unserer Produkte und die ständigen Veränderungen des Entertainment-Marktes bringen auch immer neue technische Herausforderung mit sich, die den Berufsalltag für mich interessant und kurzweilig gestalten.


Wie sind Sie zu dem Beruf des Spieleprogrammiers gekommen?

Eigene Spiele zu programmieren war schon seit meiner Kindheit eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Wenn ich ein neues, programmierbares Gerät bekommen habe, dann war meist mein erster Impuls, dafür auch zu programmieren. Ob C64, Grafiktaschenrechner oder programmierbares Handy, es ist immer mindestens auf einen kleinen Prototypen eines Spiel oder einer Bibliothek zur Spiele-Entwicklung hinausgelaufen. Das hat mich natürlich geprägt. Meine ersten Erfahrungen in der beruflichen Programmierung von Spielen habe ich dann in einem Praktikum bei Daedalic gesammelt, aus dem ich auch gleich übernommen wurde. So konnte ich mein Hobby zum Beruf machen.

Welche Voraussetzungen für den Berufseinstieg als Programmierer müssen erfüllt werden? Haben Sie Ratschläge für den Nachwuchs?

Als Programmierer sollte man vor allem gut im Team arbeiten und bestehende Technologien schnell erfassen und einsetzen können. Dafür benötigt man solide Kenntnisse zu Entwurfsmustern, Programmiersprachen, deren Standardbibliotheken und natürlich in Mathematik. Man sollte sich auch schon selbstständig mit der Programmierung von Spielen auseinandergesetzt haben, das erweitert das Bewerbungs-Portfolio und die eigenen Fähigkeiten. Hierbei können z. B. die Unity 3D Engine oder der UDK sehr hilfreich sein. Die sind kostenlos und bietet einen schnellen Einstieg mit viel Potential, daran zu wachsen.

Von der Entwicklung einer eigenen Game-Engine kann ich nur abraten. Es dauert einfach ewig, bis man tatsächlich praktikable Ergebnisse erzielt. Wenn man dann soweit ist, dass man tatsächlich ein Spiel damit bauen kann, dann kann es selten mit einer fertigen Engine mithalten, die schon seit einem Jahrzehnt von mehreren Personen entwickelt wird. Generell würde ich sagen, schreibe nie etwas selbst, wofür es schon eine angemessene Bibliothek gibt. Das spart sehr viel Zeit, trainiert die Einarbeitung in bestehende Bibliotheken und hilft dabei, dass man sich auf die spannenden Sachen konzentrieren kann, also die Dinge, die noch niemand versucht hat.

Welchen Herausforderungen müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit stellen?

Die größte Herausforderung ist für mich die technische Umsetzung der Spielmechaniken. Sie müssen meist zusammen auf Spielspaß getestet und dann zum Teil erheblich angepasst werden. Das kann aber erst passieren, wenn alle Bestandteile der Logik mindestens in Rohform programmiert sind. Eine schnelle Umsetzung der einzelnen Mechaniken ist deshalb unerlässlich. Dabei müssen sie aber gleichzeitig so sauber und unabhängig von einander konzipiert sein, dass sie neuen Anforderungen auch gerecht werden oder schnell daran angepasst werden können, statt sie später ersetzten zu müssen.

Bei der Arbeit beschäftigen Sie sich täglich mit Computerspielen. Sind virtuelle Welten auch in Ihrem Privatleben ein Thema?

Natürlich. Ich habe zwar nicht mehr so viel Zeit, Computerspiele zu spielen, aber mein Interesse daran ist ungebrochen. Es ist für mich sehr erholsam, in ein neues Spiel einzutauchen, oder einen alten Klassiker wieder aus dem Regal zu holen. Das erweitert gleichzeitig meinen Horizont und zeigt mir, was technisch noch so möglich ist.

Vielen Dank für das Interview!

Während der #play13 findet am Freitag, 20. September von 14 bis 16.30 Uhr eine Betriebsrundfahrt zu Deadalic Entertainment statt. Weitere Betriebsrundfahrten finden zu Bigpoint, Innogames und Bytro Labs statt. Treffpunkt ist am Donnerstag, 19. September um 12 Uhr in der Festivalzentrale im Gängeviertel und am Freitag um 14 Uhr in der Festivalzentrale im Gängeviertel.

Weitere Informationen zu den Betriebsrundfahrten: play13.de

(SABRINA MAAß)