Was macht eigentlich... ein/e Jugendredakteur/in?
Das Mediennetz Hamburg war zu Besuch bei FREIHAFEN, Hamburgs Magazin von Jugendlichen für Jugendliche, und hat mit den Jugendredakteuren/innen über ihre ersten Schritte in die Medienbranche und ihre Arbeit in der Jugendredaktion gesprochen

Seit fast 10 Jahren gestalten Hamburger Schüler/innen und Studierende miteinander die Jugendzeitschrift FREIHAFEN. In der Redaktion können sie alle Facetten einer professionellen Redaktion erleben, ob Print oder Online, Layout oder Foto. Zehn bis zwanzig Redakteure/innen zwischen 14 und 27 Jahren haben bisher vier Ausgaben pro Jahr veröffentlicht. Nun ist auch eine Online-Präsenz geplant. Das Mediennetz Hamburg traf Redakteurin und Kulturwissenschafts-Studentin Ninva Uhreu (20) und Textchef und Politikwissenschafts-Student Lukas Sparenborg (22) in ihrer Redaktion.



Mediennetz Hamburg: Ninva und Lukas, wie seid ihr zwei in die FREIHAFEN-Redaktion gekommen?

Ninva: Wie viele andere Redaktionmitglieder habe ich FREIHAFEN vor ein paar Monaten durch die Druckausgabe entdeckt und war von Anfang an angetan. Nach meinem Studium möchte ich eventuell in den Journalismus gehen und mich daher in dem Bereich erstmal ausprobieren. Ich habe die Redaktion einfach mal angerufen und wurde direkt eingeladen. Hier ist jeder willkommen, der richtig Lust hat.

Lukas: Schreiben war schon immer mein größtes Hobby. Als ich vor drei Jahren zum Studieren nach Hamburg gezogen bin, erfuhr ich durch einen Kommilitonen von dem Projekt und habe, ohne überhaupt einmal eine Ausgabe des Magazins in den Händen gehalten zu haben, die Redaktionskonferenz besucht. Die Stimmung war toll, also bin ich geblieben. Heute schreibe ich nicht nur für FREIHAFEN, sondern auch für andere Hamburger Magazine, wie beispielsweise uniscene. Die redaktionelle Arbeit macht nicht nur Spaß, sondern auch Sinn, da ich das Ziel habe, später im Medienbereich auch beruflich tätig zu sein.

Was sind die Tätigkeiten eines Redakteurs/ einer Redaktuerin bei FREIHAFEN?

Ninva: Man kann sich als Redakteur/in frei aussuchen, was man machen will. Als ich hier angekommen bin, habe ich zunächst Texte geschrieben. Mein erster Artikel wurde gerade erst veröffentlicht: “Medienmacher im Wandel” (Ausgabe 4, 2013, Irgendwas mit Medien). Ich habe jetzt Lust Fotografie auszuprobieren, die Möglichkeit dazu habe ich hier ja.

Lukas: Über Text und Foto hinaus gibt es noch weitere Einsatzmöglichkeiten: wir machen hier alles selber und arbeiten wie eine professionelle Redaktion. Die Interessen unserer Redakteure/innen sind breit gefächert: viele schreiben, manche machen das Layout, andere kümmern sich um die Anzeigenkundenbetreuung. Da wir immer mehr Gewicht auf unsere Online-Präsenz setzen, gibt es auch in diesem Bereich viel zu tun. Am Besten probiert man einfach alles mal aus.

Ihr engagiert euch alle ehrenamtlich, wie genau funktioniert da die Redaktionsarbeit?

Ninva: Die Redaktionkonferenz findet einmal die Woche statt, doch eine Anwesenheitspflicht gibt es nicht. Man kommt, wenn man kann und will. Ich finde es persönlich angenehmer, mich direkt mit den Leuten austauschen zu können: nicht nur kriege ich so neue Ideen, sondern lerne auch viel von der Vielfalt der Redakteure/innen. Deshalb bin ich oft anwesend.

Lukas: Unsere Kernredaktion zählt 12 Leute, plus/minus fünf. In den wöchentlichen Treffen können Ideen ausgetauscht und Beiträge besprochen werden. Die jüngeren Redakteure/innen schauen öfter persönlich vorbei, die alten Hasen seltener: Wir sind da relativ flexibel.

Eure Druck-Ausgabe war erfolgreich, warum bevorzugt ihr nun eine Online-Präsenz?

Lukas: Bisher hatten wir vier gedruckte Ausgaben im Jahr und eine Online-Präsenz mit zwei bis vier neuen Artikeln in der Woche. In den letzten Monaten haben wir allerdings entschieden, eine Online-Zeitung zu werden, Druck wird dann eher die Ausnahme bilden. Dies hat zwei wichtige Gründe: zum einen war der redaktionelle Druck für uns einfach zu hoch, da alle Redakteure ehrenamtlich arbeiten und ihr Engagement mit Uni, Ausbildung oder Schule vereinbaren müssen. Fristen waren schwer einzuhalten, auch wenn wir es stets versucht haben. Zum anderen besteht ein finanzieller Aufwand und es ist problematisch, wenn Anzeigekunden abspringen. Online ist die Organisation einfach leichter zu bewältigen.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Umwandlung von der Druck- zur Onlineversion?

Ninva: Die Herausforderung für mich als Redakteurin betrifft die Themenwahl. Für die Druckversion hatten wir ein Thema pro Ausgabe, wodurch wir zwischen zwei Ausgaben Zeit hatten, um neue Ideen zu finden. Unser Ziel ist es jetzt, acht Artikel pro Woche online zu stellen. Das heißt, dass man sehr kreativ sein muss, um viel zu produzieren.

Lukas: Unser neuer Internetauftritt ist zur Zeit in Bearbeitung, was viel Arbeit und spezifische Kenntnisse im Bereich Programmierung erfordert. Wir sind gespannt, ob wir dadurch vielleicht mehr Leute erreichen können.

Inwiefern müssen Interessierte journalistische Erfahrungen mitbringen?

Lukas: Das Handwerk lernt man hier bei FREIHAFEN - on man nun 14, 20 Jahre oder älter ist. Die Schüler/innen und Studierenden, die zu uns kommen, haben sehr unterschiedliche Erfahrungsniveaus, nur die wenigsten haben tatsächlich journalistische Erfahrung. Wir arbeiten als Team und helfen uns gegenseitig, journalistisches Know-How zu sammeln. Als Textchef prüfe ich beispielsweise alle Artikel. Mit dem Autor redigiere und korrigiere ich sie. Dabei lerne ich aber auch unglaublich viel, eine solche Erfahrung ist nicht zu unterschätzen!

Was macht euch am meisten Spaß an der Arbeit bei FREIHAFEN?

Ninva: Die Vielfalt der Redakteure und Redakteurinnen, ihrer Interessen und Ideen finde ich spannend. Jeder kann sich bei FREIHAFEN frei äußern und ich persönlich habe bereits innerhalb weniger Monate dadurch viel lernen können. Man fühlt sich nicht durch Regeln beschränkt.

Lukas: Es ist die Freiheit in der Arbeit, die mir gefällt. Von der Themenwahl bis zur Umsetzung meiner Ideen. Unser Gestaltungsraum ist groß.

Das Mediennetz Hamburg bedankt sich für das Interview.

FREIHAFEN produziert mehrere Artikel in der Woche, die unter www.freihafen.org abrufbar sind. Die Zeitschrift ist ein Projekt der Junge Presse Hamburg e.V., ein Landesverband der Jugendpresse Deutschland. Seit 2002 unterstützt die Junge Presse Hamburg e.V. junge Hamburger Medienmacher/innen mit Seminaren und Workshops.

(Tamara Wackernagel)