Was macht eigentlich...ein Director of Photography?
Der Kameramann und Director of Photography Felix Storp berichtet über seinen abwechslungsreichen Beruf und den Weg dahin

Felix Storp steht seit 25 Jahren hinter der Kamera und arbeitet seit 17 Jahren als Director of Photography (DoP). Er dreht Filme, Werbespots und Musikvideos. 1958 wurde er in Frankfurt geboren und lebt heute mit seiner Familie in Hamburg.

Mediennetz Hamburg: Wie sind Sie Kameramann bzw. Director of Photography geworden?

Felix Storp:
Ursprünglich habe ich den Beruf des Weinbauers erlernt, davor habe ich bereits als Beleuchter beim Theater und auf Musikbühnen gearbeitet. Das Handwerk des Kameramanns lernte ich als Praktikant in der Kamerawerkstatt, danach war ich Material- und Schärfeassistent und habe anschließend die Kamera als sogenannter Kameraoperator geschwenkt. Danach wurde ich selbst Kameramann.

Was ist der Unterschied zwischen einem klassischen Kameramann und einem DoP?

Da gibt es keinen richtigen Unterschied, der DoP ist zuständig für die ganze Kameraabteilung. Er setzt das Licht und macht die Bildgestaltung, zum Teil hat er auch Leute, die die Kamera für ihn schwenken. Der Beruf ist sehr vielschichtig. Manche Kameramänner drehen mit einer kleinen vollautomatischen Kamera einen Beitrag und andere müssen ein Team von 200 Leuten führen.

Was fasziniert Sie an dem Beruf?

Das Faszinierende ist, dass man eine Geschichte mit Bildern erzählen muss. Beim Film geht es in erster Linie darum, Emotionen darzustellen und den Menschen persönlich anzusprechen. Das Kino soll im Kopf anfangen. Als Kameramann bist du noch mehr als der Regisseur dafür verantwortlich, den Film visuell herzustellen. Mir macht es am meisten Spaß, mit richtigen Schauspielern zu arbeiten, die das gelernt haben und mit Leidenschaft schauspielern.

Wie bereiten Sie sich auf ein neues Filmprojekt vor?

Ich muss mich mit dem Regisseur treffen und mir erklären lassen, wie der Film werden soll. Manchmal gibt es auch Vorlagefilme, an denen ich mich orientieren kann. Aus den Vorlagen des Regisseurs muss ich mir überlegen, was meint er damit, mit den Schauspielern, dem Set und dem Bildstil. Ich muss mich in die Geschichte hineinversetzen und mit dem Budget, das ich zur Verfügung habe, die Idee übertragen, in eine Möglichkeit, wie ich es drehen kann. Ich muss entscheiden, wie viele Leute brauche ich, wie viele Tonnen Licht muss ich verwenden, welche Kamera, welche Postproduktion. Ich habe auch eine Software, mit der ich 3D animieren kann, zum Beispiel, um Kamerafahrten zu simulieren, um dann genau sagen zu können, wie groß die Kulisse sein muss und welche Technik ich benötige.

Wie sind die Abläufe beim Dreh?

Das kann sehr unterschiedlich sein, angefangen beim dokumentarischen Arbeiten bis dahin, dass ein komplettes Haus und eine Straße in die Wüste gebaut werden, weil der Auftraggeber gerne die Landschaft haben möchte. Dann ist natürlich alles exakt durchgeplant. Ich muss immer das Timing im Kopf haben und alles kontrollieren. Teilweise habe ich 5 bis 6 Kameras, die ich natürlich nicht alle bedienen kann, dann müssen die Leute in meinem Sinn arbeiten, meinen Stil kopieren und beispielsweise so und so schwenken. Einige Kameraleute werden nur auf Grund ihres bestimmten Stils gebucht. Am Set ist jeder Drehtag sehr wertvoll und unterschiedlich. Leider hat man meist nur 50 oder 70 Drehtage und muss nach Plan drehen, aber ein guter Regisseur sollte merken, wenn etwas nicht läuft und umlenken.

Wie würden Sie die Branche und ihre Perspektiven beschreiben?

Wenn du Talent hast, kannst du heutzutage sofort anfangen und einen tollen Film machen, aber um das Handwerk zu erlernen und vielleicht einen Kinofilm zu drehen, brauchst du schon 10 bis 20 Jahre. Ich muss im Jahr ca. 50 Filme drehen, um meine Familie zu ernähren, da kann ich mir max. zwei Ausreißer erlauben, die dann untergehen. Als freier Kameramann wirst du aussortiert, wenn du ein paar schlechte Jobs gemacht hast. Bei den Fernsehanstalten sind die meisten Kameraleute angestellt, die dürfen dann meist nur ganz bestimmte Sachen drehen. Für mich wäre das nichts, da es nicht so abwechslungsreich ist. Ich bin bereit das Risiko einzugehen und freue mich dann umso mehr, wenn ich einen guten Film gemacht habe.

Haben Sie Tipps für junge Menschen, die gerne Kameramann/frau werden möchten?

Heute gibt es viele tolle Filmschulen, die eine super Ausbildung anbieten. Dafür muss man aber vorher schon mindestens einen Film gedreht haben. Durch die neuen Medien ist es auf jeden Fall leichter geworden, sehr früh schon sehr viel auszuprobieren. Jeder kann sich eine Kamera kaufen und am eigenen Laptop schneiden. Die wenigsten schaffen es aber, davon leben zu können.

Welche Fähigkeiten sollte ein/e gute/r Kameramann/frau mitbringen?

Ich würde sagen, Lebenserfahrung und Kommunikationsfähigkeit, um ein Team führen zu können und natürlich Leidenschaft. Teilweise ist es sehr anstrengend, wenn du zum Beispiel in einer kargen Landschaft am Berg, bei Hitze oder 24 Stunden am Stück durcharbeiten musst. Ein Kameramann kommt oft an Orte, wo sonst niemand hinkommt oder dreht mit Leuten, die er sehr bewundert, das sollte er dann natürlich nicht zeigen. Kameramänner müssen auch das Licht setzen können und zum Beispiel wissen, wie ein Kleid fällt, wenn es sich bewegt und wie die Farben und Kontraste wirken. Ich denke, insgesamt muss ein DoP Talent mitbringen, Einfallsreichtum und die Bereitschaft, für das Bild alles andere in den Hintergrund zu stellen.

Hier geht es zur Website von Felix Storp: www.felixstorp.com

(Doreen Kirschner)