Was macht eigentlich ein...Concept Artist?
Ein neuer Teil der Serie stellt einen weiteren Medien-Beruf vor - Concept Artist Nguyen Anh Duc öffnet für uns seine Skizzenbücher

Nguyen Anh Duc studierte Kommunikationsdesign in Augsburg, bevor er in der Games-Branche Fuß fasste. Nach seiner Zeit bei YAGER in Berlin arbeitet er nun bei Big Point in Hamburg als Concept Artist.

Mediennetz: Concept Artist - noch nie gehört, aber darunter stelle ich mir jemanden vor, der am Schreibtisch sitzt und zeichnet, vielleicht ein Konzept? Stimmt das soweit?

Nguyen Anh Duc: Ja, das stimmt schon. Wie jeder andere im Büro auch, sitze ich am Schreibtisch. Normalerweise zeichne ich aber nicht mit Zettel und Papier, sondern auf einem Cintiq, einem Flachbildschirm mit integriertem Grafik-Tablett, wobei ich aber auch immer mal wieder gerne zum klassischen Zeichenmaterial greife.

Mediennetz: Und wie läuft das ab? Wie fängst du an?

Nguyen Anh Duc: Das ist oft unterschiedlich. Meistens kriege ich eine Idee vorgesetzt und soll das umsetzen. Dabei kann es sich schon um ganz genaue Briefings oder aber auch um sehr vage erste Spielideen handeln. Ich zeichne zum Beispiel ein Gebäude oder einen Character, das oder der in eine bestimmte Spielidee passen könnte und eine bestimmte Atmosphäre erzeugt. Derzeit arbeite ich aber an so genannten Mood-Paintings, die als Ladebilder in Spielen eingesetzt werden. Die kriege ich oft auch schon als 3D-Bilder und coloriere sie dann nur noch, damit sie durch ihre Farbe eine Stimmung erzeugen. Meine Aufgabe ist es im Prinzip, mich für eine bestimmte Stimmung zu entscheiden oder auch ganz viele unterschiedliche Konzepte zu einer Idee visuell darzustellen und dann ganz viel zu zeichnen, um dem Ganzen einen Look zu geben oder zu finden. Viel produziert man dabei aber auch für die „Mülltonne“.

Mediennetz: Wie wichtig ist dabei deine Arbeit innerhalb einer Spiel-Entwicklung?

Nguyen Anh Duc: Nur ein kleiner Teil, würde ich sagen. Sie ist wichtig, da der Look eines Spiels davon abhängt, aber nur ein Bruchstück von dem, was noch alles passiert, bis daraus irgendwann ein fertiges Spiel entsteht.

Mediennetz: Und was reizt dich besonders an deinem Beruf?

Nguyen Anh Duc: Man lernt nie aus. Eigentlich braucht man ein wirklich umfassendes Wissen, um den Beruf gut zu machen. Dabei lohnt es sich, Blicke in alle Bereiche zu werfen. Man schaut sich Malerei an und guckt, wie die alten Meister es hingekriegt haben, Licht so realistisch zu gestalten. Man beschäftigt sich aber auch mit Physik, Architektur und der menschlichen Anatomie. Außerdem liebe ich natürlich das Malen an sich und finde es auch reizvoll, an großen Projekten beteiligt zu sein. Wenn man dann nachher sieht, was sich aus der eigenen Arbeit entwickelt, ist das ein gutes Gefühl.

Mediennetz: Kann ich mir vorstellen! Concept Artist impliziert ja auch, dass du ein Künstler bist, siehst du dich denn selbst als Künstler?

Nguyen Anh Duc: Nein, nicht wirklich. Ich produziere ja nichts, was man sich zum Beispiel an die Wand hängen oder hinstellen könnte. Ich bekomme einen Auftrag und produziere, wie gesagt, auch viel für die Tonne, dazu würde ich als Künstler wahrscheinlich ganz anders stehen. Das Produkt ist halt nicht mein Eigen. Ich sehe mich eher als Handwerker, der etwas ausführt.

Mediennetz: Concept Artist ist ja kein Ausbildungsberuf, wie kommt man denn dahin?

Nguyen Anh Duc: Nein, das stimmt. Das würde auch gar nicht als Ausbildungsberuf funktionieren, denke ich. Dahin kommt man nur mit viel Arbeit. Ich selbst habe eigentlich Kommunikationsdesign studiert und bin dann mehr oder weniger zufällig im Internet auf Raumschiffszeichnungen für Star Wars, die Arbeit des Concept Artists Feng Zhu, gestoßen. Die haben mich so fasziniert, dass ich dachte, so was will ich auch gestalten. Ich habe mir dann im Internet jede Menge Informationen zusammen gesucht und anschließend einfach viel Zeit investiert und viel gezeichnet. Ich glaube nicht, dass es da etwas wie Talent gibt, man ist einfach besser, je lieber man dafür arbeitet, denn dann ist man automatisch bereit, mehr darin zu investieren. Ich habe sehr viel dafür gearbeitet und tue es noch, da bleiben dann oft auch andere Sachen auf der Strecke, aber man tut es eben gern.

Mediennetz: Hast du denn einen Tipp für Leute, die diese Motivation mitbringen?

Nguyen Anh Duc: Das Internet hat mir sehr weitergeholfen, da kann man viel angucken und viele Informationen finden. Man kann da hinkommen, es ist echt eine Frage der Motivation und der Zeit und es ist auf jeden Fall ein toller Beruf.

Das Mediennetz Hamburg bedankt sich für das Interview!

Nguyen Anh Ducs Internetseite: ismilealot.wordpress.com

weitere Internetseiten über Conceptart:

http://cghub.com/
https://conceptart.org/
http://www.digitalartforum.de/
http://www.cgtalk.com

(JASMIN BÖSCHEN)

Nguyen Anh Duc lässt uns auch einen Blick ins Skizzenbuch werfen | © Jasmin Böschen