Was macht eigentlich ein...Colorist?
Oliver Schumacher über einen eher unbekannten Beruf und die Bildbearbeitung beim Film

 

Oliver Schumacher arbeitet als Colorist bei Deli Pictures in der Filmnachbearbeitung (Postproduktion). Das Unternehmen arbeitet Filmmaterial für Auftraggeber entsprechend ihren Wünschen auf, setzt Schnitte und Effekte, bearbeitet den Ton und die Bildfarbe. Oliver Schumacher ist hier für die Farbkorrektur der Bilder zuständig.

Mediennetz: Der Beruf ist ja eher unbekannt und auch kein direkter Ausbildungsberuf. Wie sind Sie Colorist geworden?

Oliver Schumacher: Ja, das stimmt. Ich habe keine Ausbildung, sondern habe nach meinem Abitur direkt in einer Filmproduktion ein Praktikum gemacht. Danach bin ich in die Filmnachbearbeitung zu einem Dienstleistungsunternehmen gegangen. Hier durchläuft man alle technischen Aufgaben, unter anderem Schnitt und Farbkorrektur. Da bin ich am Ende auch hängen geblieben. Gewisse Grundregeln über Farbe und die Bedienung der Technik habe ich von einem Coloristen erklärt bekommen. Aber das meiste habe ich mir selbst durch viel Ausprobieren beigebracht. Im Gegensatz zu vielen anderen Jobs in der Postproduktion gibt es für Coloristen nach wie vor kein Studium oder Ausbildung.

Mediennetz: Die Technik, die Sie zur Filmbearbeitung benutzen, sieht sehr umfangreich aus. Sie arbeiten alleine mit vier Bildschirmen und ich sehe hier ein großes Mischpult mit mehreren Rädern und Schaltern. Was genau machen Sie damit?

Oliver Schumacher: Ich kann hier die einzelnen Bilder des Films im Gesamten oder nur Bereiche daraus verändern. Indem ich Schatten und Highlights, Kontraste oder Farben sehr dezidiert bearbeite, kann ich Einfluss auf die Stimmung nehmen oder eine eigene Atmosphäre erzeugen. Vorab sprechen Regisseur und Kameramann zusammen mit mir über das Bildmaterial und wir entscheiden über die Wirkung, die erzeugt werden soll. Als Colorist bin ich also Mitgestalter der Bilder. Durch das Bearbeiten der Farben gebe ich dem Film eine Look.

Mediennetz: Was macht besonders Spaß an dem Beruf?

Oliver Schumacher: Obwohl sich meine Tätigkeit scheinbar auf das Verändern von Farben beschränkt, erlebe ich eine ständige Abwechslung in meinem Beruf. Die beruht zum einen auf die unterschiedlichen Filme/Werbespots mit ihren verschiedenen Ausrichtungen und zum anderen auf den Wechsel des Geschmacks im Laufe der Zeit. Auch ist der Beruf gewissermaßen einer Mode unterworfen. Es gibt natürlich immer wieder herausstechende Projekte, die besonders sind. Ein Werbespot für einen Kosmetikhersteller hat Spaß gemacht, weil er eine schräge Story hatte und ich viele Looks ausprobieren konnte. Da war ich schon sehr frei in der Farbgestaltung. Ich denke, dass der Beruf für viele schwer greifbar ist. Farben sind eine sehr subjektive Angelegenheit. Man muss sich für Technik interessieren, aber auch für Bildarbeit und man sollte Filme mögen.

Mediennetz: Gibt es denn einen festgelegten Ablauf für die Nachbearbeitung der Filme?

Oliver Schumacher: Im Gegensatz zu früher ist durch die Digitalisierung unserer Technik die Abfolge flexibler geworden. Es kann also viel parallel laufen. Ich kann mit der Farbkorrektur schon vor dem Schnitt beginnen oder erst danach. Dabei halte ich Rücksprache mit dem Regisseur und muss mich an die Vorgaben der Auftraggeber halten. Früher sollte der Farblichtbestimmer hauptsächlich die Farben in den Szenen aneinander anpassen, damit der Film einheitlich aussieht. Heute ist viel mehr möglich und auch die Werkzeuge haben sich enorm erweitert.

Mediennetz: Würden Sie sich in dem Sinne selbst als Künstler bezeichnen?

Oliver Schumacher: Ja, ein Stück weit. Ich bin zwar an den Wünschen des Auftraggebers gebunden, aber es gibt auch Projekte, bei denen ich mich „austoben“ kann. Somit bin ich kein reiner ausführender Techniker, sondern kann Ideen für den Film mit einbringen. Manchmal schlage ich dem Kunden eine bestimmte Farbwahl vor. Ich muss einfach wissen, wie ich die vorgegebene Stimmung über die Farbbearbeitung unterstützen kann. Letztendlich befinde wir uns ja in einem kreativen Prozess. Da passiert es schon mal, dass man nach dem Mittagessen die Arbeit des Vormittags verwirft und neue Einfälle umsetzt.

Mediennetz: Haben Sie einen Tipp für junge Menschen, die vielleicht gerne im Film einsteigen möchten?

Oliver Schumacher: Filmproduktion und Nachbearbeitung sind sehr unterschiedlich. Ich würde mir die Tätigkeiten im Praktikum direkt ansehen. Wir haben auch immer wieder Schülerpraktikanten. Wer schon eine direkte Vorstellung hat, sollte meiner Meinung nach über den Gang zu einer Filmhochschule nachdenken oder wie viele bei uns ein Kommunikations- oder Grafikdesign Studium absolvieren. In unserer Firma und auch in der Branche ist es übrigens nicht ungewöhnlich, dass wir Studenten helfen, ihre Filme für wichtige Arbeiten zu korrigieren. Ihre Projekte sind mitunter sehr interessant und eine schöne Abwechslung.

Das Mediennetz Hamburg bedankt sich für das Interview.

Mehr Informationen zur Postproduktion bei Deli Pictures

(ISABEL SCHRÖDER)