Die Frage, ob wissenschaftliche Fakten über den Klimawandel wahr oder falsch sind, hat die Gesellschaft in feindliche Lager gespalten. Vor diesem Hintergrund untersuchte das Forschungsprojekt NOTORIOUS die plattformübergreifende Verbreitung von klimabezogener Mis- und Desinformation. Hierbei arbeitete das HBI mit dem Institute for Strategic Dialogue gGmbH, Berlin, und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Hamburg zusammen. Am HBI haben Philipp Kessling, Felix Victor Münch, Gregor Wiedemann und Mattes Ruckdeschel am Endbericht mitgewirkt.
Ergebnisse sind u. a.: Twitter/X und Telegram sind wichtige Plattformen für klimabezogene Mis- und Desinformation, während Instagram eine geringere Rolle spielt. Privatpersonen, pseudonyme Accounts, parteipolitische Accounts und Accounts, die vor allem die Inhalte anderer Accounts teilen, sind für einen Großteil der als Mis- oder Desinformation eingeordneten Posts verantwortlich.
Für die Studie wurden zwischen 2019 und 2023 auf Basis von klimabezogenen Stichworten 3,3 Millionen Postings von Telegram, Instagram, Facebook und X (ehemals Twitter) gesammelt und mithilfe von Methoden der natürlichen Sprachverarbeitung, Sprachmodellen, daraus erstellten Ähnlichkeitsnetzwerken und hierarchischen Clustern weiterverarbeitet.
Zentrale Erkenntnisse:
- Semantische Ähnlichkeit mit Mis- oder Desinformationsnarrativen und die Präsenz von Rechtsaußen-Akteur*innen in Posting-Clustern sind effektive Indikatoren, um Mis- und Desinformation in großen Datensätzen zu identifizieren.
- Twitter/X und Telegram sind wichtige Plattformen für klimabezogene Mis- und Desinformation, während Instagram eher unterrepräsentiert ist.
- Privatpersonen, pseudonyme Accounts und Accounts, die vor allem die Inhalte anderer Accounts teilen, sowie parteipolitische Accounts sind für einen Großteil der als Mis- oder Desinformation eingeordneten Posts verantwortlich.
- Es werden sowohl etablierte als auch alternative Medien als Quellen genutzt: Neben rechtsalternativen Medien wie „Tichys Einblick” und „Junge Freiheit” werden auch Verlinkungen zu anderen Beiträgen auf Social-Media-Plattformen verwendet sowie zu liberal-konservativ positionierten Tageszeitungen wie „Die Welt“.
- Persönliche Angriffe und Verzögerungsnarrative dominieren die Erzählungen und werden häufiger genutzt als Klimawandelleugnung und Klimaskepsis.
- Diskussionen zur Klimawandel und Klimaschutz fungieren als Ansatzpunkt für eine weiterreichende Systemkritik durch Rechtsaußen.
Weitere Informationen unter: https://leibniz-hbi.de/hbi-publications/destruktive-diskurse/ .