"Dafür sind ja Filme da, um sie auf Leinwand zu zeigen"
Auf dem Weg zum Film: Die Filmstudentin Laura Reichwald stellt "Und ob wir schon wanderten im finsteren Tal" beim abgedreht vor

Laura Reichwald ist 25 Jahre alt und studiert Bildende Künste in der Spezialisierung Film an der Hochschule für bildende Künste (HfbK) in Hamburg. An ihrem Film „Und ob wir schon wanderten im finsteren Tal“ hat sie ein Jahr lang zusammen mit Georg Klußmann und Markus Kloth gearbeitet, er läuft am Mittwochabend bei der Eröffnung des Hamburger Nachwuchsfilmfestivals abgedreht. Das Mediennetz Hamburg hat Laura Reichwald auf dem Internationalen Film Festival Hannover getroffen und mit ihr über ihren Film, die Bedeutung von Festivals für junge Filmemacher und ihren Weg zum Film gesprochen. Ein weiterer Teil unserer Serie über Nachwuchsfilmemacher in Hamburg und ihr Weg zum Film.

Mediennetz Hamburg: In deinem Film geht es um ein älteres Ehepaar, das regungslos einige Tage in einem Auto sitzt, und die folgenden Reaktionen der Außenwelt.. Wie bist du zur Geschichte des Films gekommen?

Laura Reichwald: Wim Wenders, mein Professor, hat eine Reihe zum Thema Glauben kuratiert und da hat er ein paar Studenten gefragt, ob sie nicht Lust hätten, für den evangelischen Kirchentag zu diesem Thema Filme zu machen. Eigentlich wollte ich da nicht mitmachen, weil ich eher atheistisch bin. Und zur Geschichte gekommen bin ich, weil ich immer Zeitungsartikel sammle. Ich habe vor zwei Jahren diese Geschichte gelesen und die hat mich total fasziniert.

Wie genau funktioniert es bei euch an der HfbK, wo bekommst du die Gelder für den Film, die Technik, die Schauspieler her?

Ich mache mit meinem Drehbuchautor und Kameramann seit Jahren schon Filme zusammen, wir kennen uns aus Halle und haben ein gewisses Netzwerk entwickelt. An der HfbK ist es ein sehr freies Studium, man kann machen, was man möchte, wann man möchte und zu welchen Themen. Das birgt natürlich auch Schwierigkeiten, aber hat auch riesige Vorteile, dass man sich selbst seine Inhalte aussuchen kann. Geld ist nicht so viel vorhanden wie an regulären Filmschulen, aber das ist auch ein guter Schritt, das für die Industrie zu lernen. Weil man sich in der Industrie auch durchbeißen muss, Geld sammeln muss – und das ist eine gute Übung, finde ich. Und deswegen bereue ich es in keiner Weise, an die HfbK gegangen zu sein. An dem Film waren aber noch andere beteiligt, zum Beispiel die Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam oder die Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg.

Welche Bedeutung haben Filmfestivals für dich, bei denen dein Film gezeigt wird?

Man macht die Filme ja nicht für sich, sondern auch für die anderen. Um Momente zu schaffen. Das finde ich als Filmemacher ganz wichtig. Ich versuche, Leute zum Nachdenken anzuregen. Ein Filmfestival wie das up and coming ist eine gute Sache, weil man auf Leute trifft, sich untereinander auch verständigt. Man sieht auch andere Positionen und lernt auch was von anderen Filmemachern, tauscht sich aus. Up and coming ist ja wirklich auf den Nachwuchs ausgelegt, was sehr schön ist. Ich finde es gut, dass man hier Erwachsene mit Jugendlichen zusammen bringt und sieht, wo man in ein paar Jahren ist, was man machen kann und wie die dahin Wege aussehen.

Was ist das für ein Gefühl, wenn der eigene Film auf großer Leinwand vor Publikum läuft?

Es ist ein schönes Gefühl, denn dafür sind ja Filme da, um sie auf Leinwand zu zeigen. Von den Reaktionen des Publikums habe ich mich unabhängig gemacht, auch durch die Festivalerfahrung. Ich finde, jeder muss einen Zugang finden und man kann nicht sagen: Wenn ich keinen Zugang zu einem Film finde, ist er nicht gelungen. Es ist mir wichtig, zu berühren, etwas zu hinterlassen, das kann auch erst im Nachdenken über den Film passieren.

Was war dein filmisches Erweckungserlebnis?

Ich fand es immer beeindruckend, dass die Menschen in Kinos weinen können. Also diese Möglichkeit, zu lachen, zu weinen, Gefühle zu zeigen, das hat mich am Kino immer sehr inspiriert. Es gab kein genaues Erlebnis, aber diese Beobachtung hat mich dann doch über die Jahre berührt.

Wie bist du zu deinem ersten Film gekommen, gab es in der Schule eine AG oder ähnliches?

Ich habe in der 4. Klasse einen Film zum Thema Drogenprävention gedreht – wobei sich meine Freundin die Schulter gebrochen hat, weil ich gesagt habe: "Fall vom Stuhl..." Einer hatte eine Kamera, dann hab ich einfach angefangen, was mir Spaß gemacht hat und so hab ich einfach weiter gemacht. Ich war auf einem Kunstgymnasium, das hatte eine Kooperation mit dem offenen Kanal. Und da hat sich das dann vertieft. Bei der Vertiefung habe ich erkannt, hey, das interessiert mich, das will ich machen.

Wie wichtig sind solche Möglichkeiten, an Film heran geführt zu werden?

Ich finde diese offenen Kanäle sehr wichtig, weil sie menschliche Kontakte bieten. Mein offener Kanal bedeutet mir sehr viel, weil die mich immer gefördert haben. Die haben uns immer die Möglichkeit gegeben, unsere Filme zu schneiden und uns angetrieben, was zu machen. Wir sind über die Jahre immer mit denen verbunden geblieben. Obwohl wir jetzt alle an Filmhochschulen gegangen sind, kommen wir immer gerne zurück und sagen, das sind unsere Anfänge. Die haben uns auch verknüpft und gesagt, "Rede doch mal mit dem und dem" und dann baut man sich so seinen Kreis auf, mit dem man gerne arbeitet. Das ist schon ein Gefühl von Heimat, was dieser offene Kanal hinterlassen hat.

Was würdest du jemandem empfehlen, der Richtung Film gehen möchte?

Kommt immer darauf an, was man im Filmbereich machen möchte. Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege, man kann ja auch einfach einen Film machen und dann merken, der funktioniert. Ich glaube, es muss gar nicht mal dieser Weg über eine Hochschule sein, sondern einfach das Machen. Ich finde, ich habe am meisten gelernt, indem ich Filme gemacht habe und die Fehler analysieren konnte und dadurch in den nächsten Film etwas mitgenommen habe.

(ANNA POSTELS)

Laura Reichwalds Film „Und ob wir schon wanderten im finsteren Tal“ läuft am Mittwoch ab 19 Uhr im Metropolis Kino beim abgedreht.