Was macht eigentlich... ein/e Sound Designer/in?
Das Mediennetz Hamburg hat mit Jan-Helge Schnöbbe über seinen Weg in die Medienbranche und den Arbeitsalltag als Sound Designer und Komponist für Videogames, Trailer, Apps, Filme und weitere Medien gesprochen.

Mediennetz Hamburg: Was hat man sich unter dem Beruf des Sound Designers und des Komponisten vorzustellen?

Jan-Helge Schnöbbe: Die heutigen Medien sind enorm vielfältig und fast alle stehen in Verbindung mit Musik oder Klängen. Ob Filme, Videospiele, Hörspiele oder Werbung – ohne Musik, Geräusche und Soundeffekte sind diese kaum vorstellbar. Komponisten und Sound Designer sorgen dafür, dass all die Medien, die uns tagtäglich begegnen, nicht stumm und wirkungslos erscheinen. Ein Großteil der Arbeit an Musik und Sound entsteht im Studio, meist in der Post-Production eines Projektes. Zeitdruck und lange Nächte gehören auch schon mal dazu.

Wie sind Sie dazu gekommen, Musik für Filme und Games zu komponieren und Sounds zu designen?

Ich habe mich schon früh für Filmmusik und Musizieren im Allgemeinen interessiert. Dass ich dies beruflich machen könnte, kam mir erstmals in den Sinn, als ich mich vor einigen Jahren, praktisch über Nacht, in einen Studiengang zum Medienkomponisten eingeschrieben habe. Die Arbeit als Sound Designer kam nach und nach durch Jobs im Gamemusik-Bereich dazu.

Was lernt man in einer Ausbildung zum Sound Designer und Komponisten?

Eine herkömmliche Ausbildung, wie die zum Bänker oder Tischler, wird man schwer finden. Es gibt aber neben dem staatlichen Kompositionsstudium einige private FH`s die Studiengänge in Komposition und Sound Design anbieten. Dort lernt man die Grundlagen zur Komposition und Produktion von Musik und Sounds zu den verschiedenen Medien, den Umgang mit der heutigen Technik (DAW`s, Samplebibliotheken etc.) und grundlegende Musiktheorie. Meiner Meinung nach sollten solche Studiengänge jedoch eher als Grundlage oder Starthilfe und nicht als vollwertige Ausbildung betrachtet werden. Das Berufsfeld ist sehr vielseitig und komplex und schwer in nur wenigen Semestern zu erlernen.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Meist komponiere ich am Computer in meinem Studio und lasse so den Produktionsprozess gleich mit in die Arbeit einfließen. Zu Beginn eines Projektes geht es meist um die Entwicklung eines musikalischen Konzeptes. Dabei besteht recht enger Austausch mit den Entwicklern oder Filmemachern und ich mache die eine oder andere Demomusik. Oft entsteht in dieser Phase schon das musikalische Hauptthema. Wenn das Konzept und genauere Details klar sind, beginnt der wesentliche Teil der Arbeit – das Komponieren und Produzieren aller Musik und Sounds, die für das Projekt vorgesehen sind.

Wo liegen die Unterschiede zwischen dem Designen von Sounds und dem Komponieren von Musik?

In den letzten Jahren haben sich diese Bereiche sehr stark angenähert. Sound Design ist inzwischen viel mehr als nur das Erzeugen von alltäglichen Geräuschen und trägt oftmals, ähnlich wie die Musik, zur emotionalen Entwicklung eines Momentes bei. Im Gegenzug hat die moderne Film- und Gamemusik durch viele neuartige Klänge, besonders im perkussiven und synthetischen Bereich, auch etwas von Sound Design, was die Bereiche oft miteinander verschmelzen lässt. Man könnte Sound Design, im Vergleich zur Musik, mehr als Stückwerk betrachten – dem Kreieren von einzelnen Geräuschen, während die Musik mehr miteinander verbunden ist und einen roten Faden durch einen Film oder Spiel zieht. Allerdings kann man große Sound Designer ebenso als Komponisten sehen, die eine große Klangwelt komponieren, in der jedes Detail die richtige Wirkung erzielt.

Was sind die Werkzeuge eines Sound Designers und eines Komponisten?

Entgegen der romantischen Vorstellung, dass alle Komponisten noch mit Tinte und Feder komponieren, ist das vorherrschende Werkzeug der Computer. Die heutigen Samplebibliotheken, DAW`s und Notenprogramme bieten viele Möglichkeiten. Der Komponist schreibt am Computer seine Musik und lässt diese gleich von den Samplebibliotheken zum Leben erwecken. Ein Sound Designer schneidet und bearbeitet seine Sounds am Computer oder erzeugt sie synthetisch. Aber wenn man aller Technik einmal überdrüssig ist, hilft es, sich nur mit Stift und Notenblatt ans Klavier zu setzen und auf altmodische Art Musik zu schreiben.

Was sind Ihre Quellen zur Inspiration?

Bei Auftragsmusik sind es Bilder, Animationen, fertiges Filmmaterial oder Drehbücher. In meiner musikalischen Entwicklung inspirieren mich emotionale Erlebnisse, Musik anderer Musiker und untypische Dinge, wie ein toll klingender Topfdeckel in meiner Küche.

Haben Sie Tipps für den Nachwuchs, der ebenfalls anstrebt, Sound Designer oder Komponist für Filme und Videospiele zu werden?

Ich kann sehr empfehlen, eine Zeit lang bei einem etablierten Komponisten oder Sound Designer zu assistieren. Jeden Tag die professionelle Arbeit mitzuerleben, bringt einen enorm weiter.

Das Mediennetz Hamburg bedankt sich für das Interview.

Weitere Informationen zu Jan-Helge Schnöbbes Arbeit finden sich hier.

(CARLOTTA GALLO)