Was macht eigentlich...ein Trickfilmer?
Trickfilmer Sören Wendt spricht in diesem Teil der Serie über das Bewegen von Gegenständen, das Freiberufler-Dasein und Bilderbuchanimation

Sören Wendt studierte nach einer Elektromechaniker-Lehre Foto- und Videodesign in Bielefeld. Zunächst war er als Animator bei Anima in Hamburg tätig und gründete dann seine eigene Firma Trick17. Die Firma erstellt Trickfilme für Werbung, Kino und Fernsehen und in den letzten Jahren auch verstärkt für das Web. Seit zwei Jahren ist Sören Wendt wieder selbständig unterwegs und arbeitet parallel als Medienpädagoge und als Workshopleiter in vielen Projekten.

Mediennetz Hamburg: Die Arbeit an einem Film ist enorm aufwendig und kostet Zeit. Machst du alles am Film allein oder nur bestimmte Bereiche ?

Sören Wendt: Wer das Trickfilmen etwas ernsthafter betreibt, muss eigentlich im Team arbeiten. Anfangs allein zu arbeiten ist normal, aber die Arbeit am Film ist einfach zu komplex. Da gehört ja nicht nur das Animieren dazu, sondern auch das Entwerfen: das Erfinden der Geschichte, die Dramaturgie, die Entwicklung der Charaktere. Beim Puppentrick muss man auch Puppen bauen können. Außerdem muss das Set gebaut und anschließend ausgeleuchtet werden, das alles erfordert auch handwerkliches Geschick. Dann kommt die Kamera ins Spiel. Wenn die Animation fertig ist, muss das Material geschnitten und vertont werden. Wenn du eine Firma gründest, stellt du fest, dass es für jede einzelne Position, die du vorher selber ausgeführt hast, eine Person gibt, die sich darauf spezialisiert hat und die das dann vermutlich auch besser kann als du.

Mediennetz Hamburg: Was sind deine Spezialgebiete?

Sören Wendt: Das Entwerfen der Geschichten, die Kameraarbeit und das Licht. Oft mache ich auch Schnitt und Regie. Eigentlich schon viel zu viel. Aber die Regie ist mir einfach wichtig, da geht es um die Handschrift und einen gewissen Stil, der verkörpert werden soll.

Mediennetz Hamburg: Animationsfilm ist ein weites Feld. Was für eine Art von Animationsfilmen drehst du genau?

Sören Wendt: Trick17 war spezialisiert auf Puppentrick. Später haben wir dort auch viel im 2D-Bereich gearbeitet. Das ist im Grunde Legetrick, der heutzutage fast ausschließlich digital hergestellt wird oder eine Mischung aus echten und digitalen Elementen ist. Man nennt es auch Bilderbuchanimationen. Ich setze viele Bilder- oder Kinderbücher filmisch um.

Mediennetz Hamburg: Und wo realisierst du die Filme, hast du ein Studio?

Sören Wendt: Jetzt habe ich ein kleines Studio, beziehungsweise einen Atelierplatz in einem Gemeinschaftsbüro, dem "Atelier Freudenhammer". Da gibt es Illustratoren, Story-Boarder, Grafikdesigner und ein Tonstudio. In diesem Verband von Freiberuflern arbeite ich selbstständig. Bei einem Filmprojekt hole ich mir dann für alles, was ich nicht selber schaffe, die Spezialisten dazu. Das ist natürlich budgetbedingt. Vieles kann man heutzutage schon mit einem kleinen Macbook selber machen, das war früher gar nicht möglich. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen "Machen können" und "Können"! Bei großen Projekten ist es immer besser, sich Spezialisten für die einzelnen Bereiche zu holen.

Mediennetz Hamburg: Wie finanzierst du deine Projekte?

Sören Wendt: In Hamburg sind die Fördermöglichkeiten ganz gut, da wir die gut aufgestellte Hamburger Filmförderung haben. Für ein Filmprojekt brauche ich eigentlich immer einen Auftrag oder eine Förderung. Ich hatte nie den Mut zu sagen "Die Idee ist so gut, ich mach das jetzt - egal, was es kostet, am Ende rechnet sich das schon!" Dafür brauch' es Mut und ich habe zwei Kinder, das ändert natürlich auch vieles.

Mediennetz Hamburg: Gerade arbeitest du aber an einem eigenen Projekt?

Sören Wendt: Ich stöbere regelmäßig durch die diversen Kinderbuchläden. Als ich "Planet Willi" entdeckte, zog es mich sofort in seinen Bann. Es ist eine Geschichte über ein behindertes Kind. Die sympathischen Zeichnungen, die trotz ihrer Reduktion so viel über Willi und seine Mitmenschen aussagen und die liebevolle Art, mit der die Geschichte erzählt wird, weckten in mir spontan den Wunsch nach einer Verfilmung. Die Idee hat auch die Hamburger Filmförderung begeistert und sie haben mich mit einer Produktionsförderung bedacht. Mit der Umsetzung habe ich gerade erst begonnen.

Mediennetz Hamburg: Was reizt dich besonders an deinem Beruf?

Sören Wendt: Im Kern ist es die Animation: Das Bewegen von Gegenständen. Das Wort kommt vom Lateinischen "animare", was so viel heißt wie "beseelen". Du bewegst die Dinge einen ganzen Tag lang und am Ende guckst du dir deine paar Sekunden an und bist fasziniert, dass es geklappt hat. Das ist es, was mich dabei hält. Auch dieses direkte Arbeiten mit Kindern und Erwachsenen in Workshops macht mir sehr viel Spaß. Und vor allen Dingen bin ich jetzt mal hier und mal dort, das finde ich auch sehr reizvoll. Das ist besser als jeden Morgen in die Firma zu fahren.

Mediennetz Hamburg: Und wie bist du vom Trickfilm zur Medienpädagogik gekommen?

Sören Wendt: Das hat mich eigentlich immer begleitet, schon während des Studiums hab ich einen Workshop gegeben. Je nachdem, wie sehr man sich dafür interessiert, in dem Bereich zu arbeiten, wird dann auch häufiger angefragt. Im Workshopbereich sind es auch sehr treue Kunden. Wer Workshops mit einer gewissen Hingabe macht, kommt natürlich auch gut bei den Teilnehmern an und das spricht sich rum. Ich muss mich aber auch schützen, weil ich nicht nur das eine machen möchte. Im Workshop leite ich ja nur an, da bringe ich nicht meine eigenen Ideen voran. Deshalb muss ich auch immer wieder Phasen haben, in denen ich nur an meinen eigenen Projekten arbeite.

Mediennetz Hamburg: Kannst du angehenden Animationsfilmern einen Rat mit auf den Weg geben?

Sören Wendt: Wenn man den Mut hat, sich wirklich dem Animieren und dem künstlerischen Tun zu widmen, dann hat man die Chance, wirklich gut zu werden. Und wenn man wirklich gut ist, dann wird das auch angenommen, dann wird es auch möglich sein, damit Geld zu verdienen. Das ist eigentlich mein einziger Rat. Die Laufbahnen sind alle so unterschiedlich wie das Wetter, wichtig ist nur, dass man es wirklich will. Studieren ist immer gut, zum Beispiel an der HFBK Hamburg oder der Animation-School in Hamburg, in Potsdam an der Hff oder in Ludwigsburg. Inzwischen geht das auch in Düsseldorf, Darmstadt und München.

Das Mediennetz Hamburg bedankt sich für das Interview!

Sören Wendts Homepage: www.trickfilmparty.de

(JASMIN BÖSCHEN)

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